Die Nebgenbude
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in England die Knickerflasche erfunden - eine Glasflasche mit einer Murmel als Verschluss. Damit war es erstmalig möglich, kohlensäurehaltiges Mineralwasser und Limonade industriell abzufüllen. Der Siegeszug der Brause begann, und um die Jahrhundertwende entstanden überall in den großen Städten Trinkhallen, wo man alles gegen den schnellen Durst erwerben konnte.

"Alte" Hannoveraner werden sich noch daran erinnern: in den sechziger und frühen siebziger Jahren ging man nicht zum Kiosk, um schnell einmal etwas zu besorgen, sondern zur Nebgenbude.

Die Firma Nebgen unterhielt damals einen Getränke-Abfüllbetrieb und betrieb die größte Zahl von Kiosken in Hannover.

Das Grundstück Mengendamm 12 lag zu dieser Zeit noch umgeben von Kleingärten am Rande der Liststadt. Zunächst wurde ein Hallengebäude errichtet, in dem sich unter anderem die Getränke-Abfüllanlagen befanden.
Im Jahre 1969 folgte dann der Bau des charakteristischen Bürogebäudes mit seinen auskragenden Pagodendächern. Die unteren Geschosse des Gebäudes wurden als Lagerräume genutzt, während sich darüber Küche und Verwaltung und schließlich im Obergeschoss die Wohnräume des Firmeninhabers Carl Nebgen befanden. Damals sicherlich eine sehr exklusive Wohnlage, mit weitem Blick über die List.

Die rasche Expansion tat der Firma Nebgen offenbar nicht gut: schon wenige Jahre später folgte der Konkurs, und heute erinnert kaum noch etwas in Hannover an die Zeit der Nebgenbude.
Der Architekt
Geplant und errichtet wurde das Gebäude von dem Architekten Rolf Wékel, der eine Reihe prägender Bauten in Hannover geschaffen hat. Von ihm stammt auch das Leine-Haus in der Goethestraße, das mit dem gegenüberliegenden Üstra-Haus das "Tor" zur Innenstadt markierte.

Während das für ein Reisebüro errichtete Leine-Haus ("gönn dir eine hummelreise") inzwischen äußerlich stark umgestaltet wurde, wurde die Fassade des Nebgen-Hauses zwar auch mehrfach renoviert, dabei wurde jedoch stets darauf geachtet, das charakteristische Erscheinungsbild zu erhalten.
Gestern - heute - morgen
In den achtziger Jahren wurden die unteren Stockwerke des Nebgen-Hauses umgebaut. Aus den Lager- und Betriebsräumen wurden nun Büroräume für die Firma Reprotechnik Hannover - eine Nutzung, die inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten ist angesichts von Computersatz und Internet.

Eine grundlegende Renovierung von Treppenhaus, Aufzugsanlage, Innenräumen in der Mehrzahl der Geschosse sowie die Umgestaltung von Parkplatzanlage und Außenflächen fand in den Jahren 1997 und 1998 unter Leitung der Architektin Sabine Kretschmer statt. Fassade und Dach wurden im Jahr 2001 renoviert.
Die Renovierung der Büroetagen wurde kürzlich mit dem Ausbau des 5. Obergeschosses abgeschlossen.

Heute bietet das Nebgen-Haus Büroflächen unterschiedlicher Größe, von 25 m² bis etwa 300 m², für Mieter vorwiegend aus dem Bereich Beratung, Werbung und Dienstleistung. Allen Büroeinheiten gemeinsam ist eine gute Raumausnutzung durch die kompakte Bauweise des Gebäudes unter Verzicht auf lange Flure und Erschließungswege.